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Überbeweidung und Unterbeweidung

Ursachen und Folgen von Unterbeweidung

Ursache und Folgen: Bei zu großen Weideflächen suchen sich die Tiere ihre Lieblingspflanzen heraus und lassen die weniger beliebten Arten stehen, bzw. verbeißen diese zu gering. Die Folge ist, dass sich ungeliebte Pflanzenarten wie beispielsweise die Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) oder lästige, hochwachsende Unkräuter, wie z.B. Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius) oder Distel (Cirsium-Arten) vermehren.


Maßnahmen zur Vermeidung von Unterbeweidung

  • Verkleinerung der Weidefläche und Konservierung der Restflächen
  • Höhere Besatzdichte: Verhindert eine Überalterung des Pflanzenbestandes
  • Nachmahd: Nur eine ausreichende Pflege verhindert eine beschleunigte Überalterung
  • Nutzungswechsel: Die Kombination von Schnitt- und Weidenutzung führt zu einer dichteren Narbe
  • Wechsel der Weidetiere: Die verschiedenen Tierarten haben ein unterschiedliches Fressverhalten
  • Früherer Weideauftrieb: Je älter das Futter und je höher der Rohfasergehalt, desto weniger gern wird das Gras gefressen


Distel (Cirsium – Arten)

Vorkommen:
Auf Viehlagerplätzen und in überdüngten, ungepflegten Dauerweiden im Tal- und Berggebiet, ebenso auf extensivierten Wiesen mit terminlicher Bindung der ersten Nutzung.

Futterbauliche Bewertung:
Als Futterpflanzen wertlos. Nur die Kohldistel ist im Futterwert mäßig. Die übrigen Arten sind wertlos bis gesundheitsschädlich.



Rotklee (Trifolium pratense)

Vorkommen:
Auf trockenen bis mäßig feuchten, nährstoffreichen, tiefgründigen Böden

Futterbauliche Bewertung:
Hat einen hohen Futterwert, enthält viel Eiweiß, Fett und Stärke, wird gern gefressen. Andere kleeartige Pflanzen bleiben im Anpassungsvermögen, Ertrag bzw. Futterwert zurück.


Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius)

Vorkommen:
In stark gedüngten (mit Wirtschaftsdünger, NPK oder N) Mähwiesen und Dauerweiden, weniger in grasreichen dichten Mähweiden. In Tal- und Berggebieten bis etwa 1600 m ü.NN.

Futterbauliche Bewertung:
Geringwertig bis wertlos, konkurrenzstarker Platzräuber. Stumpfblättriger Ampfer wird nur in jungem Zustand gefressen. Er wird bald hart und lästig, weil er den wertvollen Futterpflanzen den Platz wegnimmt. Ampfer ist aufgrund seines hohen Samenpotentials schon als Einzelpflanze bekämpfungswürdig, zumal die Samen bereits 1 Woche nach der Blüte (Erscheinen der gelben Staubbeutel) keimfähig sind. Darüber hinaus reduziert dieses lästige Unkraut die Ertragsleistung der Bestände. Die Pflanzen werden vom Vieh gemieden (hoher Oxalatgehalt).


Borstgras (Nardus stricta)

Vorkommen:
Auf sauren nährstoffarmen Böden. Durch seinen niedrigen Wuchs kommt es nur auf Standorten vor, auf denen es nicht durch kräftigere Arten überwachsen wird.

Futterbauliche Bewertung:
Wird aufgrund seiner harten, borstartig gefalteten Blätter kaum gefressen. Die Beweidung sollte daher zeitig im Frühjahr erfolgen, da junges Borstgras noch gefressen wird und so die Bestände etwas zurückgedrängt werden können. Ein Anteil von 10 bis 20 % in der Weide ist akzeptabel, da hierdurch auch die Trittfestigkeit der Narbe verbessert wird.



Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa)

Vorkommen:
Auf wechselfeuchten Standorten, insbesondere auf Weiden.

Futterbauliche Bewertung:
Geringer Futterwert, da von den Tieren aufgrund der scharfkantigen Blätter gemieden.



Quecke (Elymus repens)

Vorkommen:
Flächenhaft oder nesterweise in stark gedüngten (Wirtschaftsdünger, NPK, N) Wiesen, nach Trockenperioden. Oft auch Zeiger früherer Ackernutzung.

Futterbauliche Bewertung:
Mittelwertig in Mähwiesen bis 20 %, in Weiden bis 10 %, da wegen des intensiven Geruchs und der Behaarung nicht gerne gefressen. Nach SPATZ (1981) wirkt sie sich erst bei 30 % Bestandsanteil negativ auf die Futterqualität aus. Die Quecke tritt vor allem in Trockenjahren auf, verbreitet sich bei erhöhter und starker Stickstoffdüngung aber auch in Normaljahren und kann nach hohen Stickstoffgaben sogar bestandsbildend werden. Sie vermag anscheinend einmalige hohe N-Gaben im Frühjahr besser zu verwerten als die anderen Gräser, während ihre Ausbreitung bei mehrmaligen Stickstoffgaben dementsprechend geringer ist (PETERSEN, 1988).




Ursachen und Folgen von Überbeweidung

Ursache und Folgen: Häufig sind die Weideflächen zu klein, bzw. die Besatzstärken zu groß, was eine starke Beanspruchung der Grasnarbe zur Folge hat. Zudem entstehen an stark frequentierten Orten wie Tränken, Futterraufen oder Weidetoren Kahlstellen, in die einjährige Kräuter oder Gräser einwandern. Ebenso nehmen die tritt- und verbissfesten Arten zu.

Teilweise Überbeweidung kann auch die Folge der Zunahme von Geilstellen oder die Überalterung des Aufwuchses sein, wenn die eigentliche Weidefläche hierdurch stark eingeschränkt wird und daher die Restfläche stärker verbissen wird.

Maßnahmen zur Vermeidung von Überbeweidung

  • Geringere Besatzstärke: Verhindert eine zu starke Beanspruchung der Grasnarbe
  • Kürzere Fresszeiten: Längere Ruhezeiten, um eine gute Regeneration des Bestandes zu gewährleisten
  • Bessere Nährstoffversorgung: Nur bei einer ausreichenden Versorgung kann sich der Pflanzenbestand richtig entwickeln
  • Nutzungswechsel: Die verschiedenen Tierarten beanspruchen die Grasnarbe unterschiedlich stark


Zeigerpflanzen für Überbeweidung



Breitwegerich (Plantago major)

Vorkommen:
Auf frischen, nährstoffreichen Wiesen und Weiden, sein Lichtbedürfnis kommt niedrigen, lückigen Beständen entgegen.

Futterbauliche Bewertung:
Als Futterpflanze spielt er keine Rolle, da die Rosette der platt auf dem Boden liegenden Blätter nicht gefressen wird und die Stengel keinen Wert darstellen.



Gänseblümchen (Bellis perennis)

Vorkommen:
Auf frischen, nährstoffreichen Wiesen und Weiden.

Futterbauliche Bewertung:
Als Futterpflanze unbedeutend, da es aufgrund des Rosettenwuchses vom Tier nicht aufgenommen werden kann.



Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)

Vorkommen:
Auf stickstoffreichen Wiesen und Weiden.

Futterbauliche Bewertung:
Unbedeutend



Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Vorkommen:
In stark gedüngten und ziemlich intensiv genutzten Mähwiesen, typischer Lückenfüller.

Futterbauliche Bewertung:
Wertvoll in Grünfutter und Silage bis 30 %, in Heu bis maximal 20 %, da bei Futterwerbung stark zerbröselnd.



Vogelknöterich (Polygonum aviculare)

Vorkommen:
Auf Viehlagerplätzen und in überdüngten, ungepflegten Dauerweiden.

Futterbauliche Bewertung:
Als Futterpflanze wertlos.



Weißklee (Trifolium repens)

Vorkommen:
Auf stark genutzten Flächen mit geringer Stickstoffdüngung und mindestens 3–4maliger Nutzung. Sein hohes Lichtbedürfnis erfordert niedrige, teilweise lückige Bestände.

Futterbauliche Bewertung:
Wichtige Futterpflanze vor allem im ökologischen Landbau wichtiger Stickstofflieferant. Wird von den Tieren sehr gern gefressen, ist energie- und proteinreich, jedoch arm an Struktur. Der maximale Ertragsanteil sollte 40-50 % nicht überschreiten.



Jährige Rispe (Poa annua)

Vorkommen:
Wächst in dicht gelagerten oder dicht getretenen Wiesen und Weiden mit nicht geschlossener Narbe, in Trittrasen, an Wegen, Plätzen und Koppeltoren, auch in Äckern und Gärten.

Futterbauliche Bewertung:
Wird mit Ausnahme der Blütentriebe auf der Weide gern gefressen, ist aber wegen geringer Massenleistung und auf Mähflächen als Platzräuber lästig und ab ca. 10 % Mengenanteil bekämpfungswürdig, d.h. ca. 20 Pflanzen/qm.


Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera)

Vorkommen:
Auf feuchten bis nassen Lagen, die ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind.

Futterbauliche Bewertung:
Als Futterpflanze mittel- bis geringwertig.